Ein vielleicht letztes Mal aus Neuseeland melde ich mich.
Hier ist es ein sonniger und warmer Nachmittag und meine Sachen sind schon so gut wie fertig gepackt.
Freunde sind verabschiedet, der Dankeschön-Kuchen kam gut an und ist auch schon weg und jetzt hab ich zu viel Zeit zum Nachdenken. Deswegen belohn ich euch nochmal mit einem kurzen Eintrag.
Wie hab ich meine letzten Tage seit Golden Bay verbracht? Hmm, eigentlich hab ich nichts besonderes getan, viel geschlafen, gelesen, mich nochmal mit Freunden getroffen und mich gedanklich auf die Heimreise vorbereitet.
Und heute morgen war es dann "endlich" so weit - ich durfte anfangen zu packen. Die letzten Tage war ich nämlich hin und her gerissen, ich wollte einerseits gar nicht an meinen Abflug denken, aber andererseits hab ich mich sooo auf Deutschland gefreut und wollte, dass es losgeht. Manchmal überwiegt die Freude, manchmal ist es andersherum. Und im Moment... keine Ahnung :)
Ich hatte ja ein bisschen Angst vorm Packen. Man kann hier nämlich nicht so wie vor der Abreise aus Deutschland dann doch noch unglaublich wichtige T-Shirts hierlassen oder hat nicht Mamas schlaue Packtipps... Und die ganzen Tickets, Briefe, Schulsachen etc. will ich mitnehmen, weil das Erinnerungen sind (und bestimmt mach ich ganz bald ein Album) und, naja..
Ich hab jetzt ein paar zerlöcherte Tops, eine Hose, die mir VOR dem Aufenthalt schon zu klein war (...), und ein Paar Schuhe hiergelassen, nehme aber dafür ein neues Paar mit. Aber ich hab ja auch schon ein Packet geschickt... Es ist trotzdem komisch. Ich hab das Gefühl, dass ich massig Übergepäck hab, obwohl alles reinpasst. Und irgendwie hab ich diesmal anders gepackt. Glücklicherweise kommt nachher noch die liebe Vikki und dann checken wir das ab :D
Es kommt mir einerseits vor wie gestern, dass ich am Hamburger Flughafen war und mein Vater gesagt hat, dass wir, wenn ich wieder da bin, am Flughafen Sushi essen, aber andererseits ist es auch so Ewigkeiten her. Ich glaube nicht, dass es so die Zeitspanne ist, die dieses Gefühl verursacht. Ich glaube, ich habe mich verändert, nicht so offensichtlich, doch bin ich jetzt in vielen Dingen anders.
Ich bin mutiger und selbstbewusster geworden, und vielleicht auch anpassungsfähiger ohne mich selbst zu verlieren. Und ich verlasse jetzt auch ganz oft meine "Comfort Zone", begebe mich in Situationen, die unangenehm sind oder besondere Anstrengungen erfordern. Was ich hier erlebt hab, ist, dass die Kiwis zwar total nett und so weiter sind, machen sie aber keine Anstalten, dich näher kennenzulernen. Wenn du Freunde willst, musst du sie dir erarbeiten, weil du "nur" für eine bestimmte Zeit hier bist und dann wieder verchwindest. Und besonders Neuseeländer sind so an Internationals gewöhnt, dass man nichts besonderes mehr ist. Ich habe hier nicht nur gute International Friends gefunden, sondern auch Kiwis, auch wenn man dafür arbeiten und aus seiner Comfort Zone herauskommen musste. Es hat sich aber echt gelohnt. Ich kenne jetzt so viele tolle, neue Leute und habe wunderbare Bekanntschaften gemacht.
Worin ich mich auch verändert hab, ist, wie ich mit Konflikten umgehe. Vorher war ich immer eher auf der schlichtenden, beschwichtigenden Seite, die dann mit diesem unangenehmen Problem weitergelebt hat oder darauf gehofft hat, dass es sich sozusagen mit meiner Hilfe von selbst löst. Naja, und in diesen drei Monaten hier habe ich mich nicht nur Freunde gemacht. Ich hab ganz offen gesprochen, wenn mich was wirklich gestört hat und Heucheleien hab ich gar nicht erst zustande kommen lassen. ich wollte nämlich meine Zeit genießen und sie nicht mit Menschen verbringen, die ich nicht mag und sie mich auch nicht.
Und wenn ich mit einer arroganten Deutschen auf Facebook nicht befreundet sein will, dann sag ich ihr, dass ich sie nicht als Freundin betrachte und gut ist.
Das klingt jetzt etwas ruppig und gemein, aber ich setzte jetzt einfach Prioritäten, spreche Leute auf Probleme an. Ohne Streit, ganz sauber.
Ich muss mich hier nochmal an meine Gastfamilie wenden, auch wenn sie das nicht verstehen: Sie waren die beste Gastfamilie, die ich mir wünschen konnte und sind wirklich zu meiner Familie downunder geworden, oder eher: Großeltern ;) Aber hey, es ist doch cool, wenn man mit seiner 67-jährigen Gastmum darüber fachsimpeln kann, welcher All Black am heißesten ist...
Diese drei Monate waren die vielleicht beste Zeit meines Lebens, auf jeden Fall waren sie die Intensivste. Ich habe unglaublich viel erlebt, viel Gutes, aber auch nicht so Schönes, vor allem bin ich aber gewachsen und vielleicht ein Stück erwachsener oder weiser geworden.
Ich bin so froh und dankbar, dass ich die Chance hatte, so etwas zu machen und immer die Unterstützung meiner Familie zu haben. Ich liebe euch, ihr seid die besten ♥
Wenn ich zurückschaue, würde ich sagen, dass drei Monate eigentlich zu kurz sind, aber in meinem Fall kann ich da nur sagen:
NEW ZEALAND, I'LL COME BACK!
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